WARUM DER EURO ZERBRECHEN WIRD

WARUM DER EURO ZERBRECHEN WIRD

Die Europäische Zentralbank hat sich zur Aufgabe gemacht, den EURO zu „retten“, was immer es kosten soll („whatever it takes“). Ob diese Aufgabe gelingen wird, ist zweifelhaft. Die Chancen zu seiner „Rettung“ jedenfalls stehen schlecht, schlechter als es uns die Politiker und viele Medien glauben lassen wollen. Es gibt gewichtige Gründe, die für ein Ende des EUROs sprechen. Ein Zerbrechen des EURO Währungsverbundes hat natürlich auch Konsequenzen für Investoren. Deswegen hierzu ein paar Überlegungen.

Wenn man begründen will, warum die EURO-“Rettung“ misslingen wird, dann kann man zu diesem Zweck mehrere Hypothesen aufstellen. Die erste Hypothese lautet: 

Hypothese Nr. 1: Die EURO-Krise ist keine Währungskrise, sondern eine Staatsschuldenkrise

Seine Funktion als Währung erfüllt der EURO. Er ist ein akzeptiertes Zahlungsmittel und sein Außenwert gegenüber anderen Währungen schwankt zwar, der EURO ist aber nicht ernsthaft in Gefahr, über Nacht drastisch an Wert zu verlieren. Die wirkliche Krise besteht darin, dass einige Staaten des Währungsverbundes exorbitant verschuldet sind. Sie wären ohne externe Hilfen, ohne künstlich gedrückte Zinsen bereits pleite oder aber sie stehen kurz vor einer solchen Pleite.

Wie lange wird der EURO Bestand haben?

Wie lange wird der EURO Bestand haben?

Hypothese Nr. 2: Das Anwerfen der Notenpresse und die Staatsfinanzierung durch die Notenbank hat immer auch negative Folgen

Um die Staatspleiten abzuwenden, hat die EZB den Leitzins auf Null gedrückt, die (virtuelle) Notenpresse angeworfen und betreibt eine fast schon offen zu nennende Staatsfinanzierung. Wann immer die von der Insolvenz bedrohten Nationen vor der Zahlungsunfähigkeit stehen, springt die Notenbank ein und zaubert liquide Mittel herbei. Aber genauso wenig, wie man sich waschen kann, ohne nass zu werden, kann die EZB nicht Geld drucken ohne den Wert des Geldes zu inflationieren. Angemerkt sei an dieser Stelle, dass die Schule der Austrian Economics bereits die Ausdehnung der Geldmenge korrekterweise als Inflation definiert. Der Anstieg der Vermögens- und Konsumgüterpreise - was gemeinhin als Inflation bezeichnet wird - ist nach dieser Schule nur ein Symptom der Geldmengenausdehnung. Die eigentliche Inflation ist das Drucken und Bereitstellen immergrößerer Mengen frischen Geldes.

Hypothese Nr. 3: Die hochverschuldeten Länder werden keine Wirtschaftsreformen durchführen

Gerade weil die Notenbank permanent einspringt und Deutschland umfassend haftet, werden die hochverschuldeten Länder die notwendigen Wirtschaftsreformen zu mehr Wettbewerbsfähigkeit auf die lange Bank schieben. Warum sollen sich die Regierungen dieser Länder mit Gewerkschaften, Unternehmern und allerlei Interessengruppen anlegen, wenn am Ende doch sowieso „die Deutschen bezahlen“, wie es einmal ein griechischer Finanzminister treffend beschrieben hat?

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt

Hypothese Nr. 4: Die Feuerkraft der EZB ist nicht unbegrenzt und die EZB wird irgendwann zwischen Pest oder Cholera wählen müssen

Dass die Feuerkraft einer Notenbank nicht unbegrenzt ist, ist offenkundig. Sie kann zwar rein theoretisch unbegrenzt Geld drucken, aber der Wert dieses Geldes fällt dann nicht nur theoretisch auf Null, sondern auch ganz praktisch. Anschauungsbeispiele hierfür gibt es in der Geschichte des FIAT-Geldes, also des von einer Notenbank ohne Deckung geschaffenen Geldes, zur Genüge. Sollten die Preise aber anziehen, mithin der Wert des Geldes fallen, setzt oft eine unangenehme Eigendynamik ein. Die Preise galoppieren viel schneller, als es von der Notenbank beabsichtigt ist. Meist passiert erst lange gar nichts, und dann rattern die Preise so richtig los. Will die Notenbank die Inflation einfangen, muss sie die Geldmenge aber wieder reduzieren und die Zinsen erhöhen. Das aber wird die hochverschuldeten Staaten in die Insolvenz treiben. Inflation und heftiger Wertverlust des Geldes oder Staatsbankrotte - das ist dann die Wahl der EZB. 

Man muss kein Prophet sein, dass unter beiden Szenarien der EURO Währungsverbund nicht mehr lange halten wird. Auch hier wird sehr lange nichts passieren und dann werden sich die Dinge auf einmal sehr schnell verändern mit einer dann hohen Eigendynamik.

Was bedeutet das alles für den Investor von heute? Muss er oder sie sofort handeln? Die Antwort lautet: Nein. Im Bewusstsein der kommenden Szenarien heisst es erst mal abwarten. Vor allen Dingen sollte man die Beharrungskräfte des Systems nicht unterschätzen. Nicht nur die EZB will das Auseinanderbrechen des EUROs mit allen Mitteln verhindern, auch die nationalen Regierungen und die Verantwortlichen der EU wollen ein gleiches. Es wird also dauern, bis es soweit kommt wie oben beschrieben. Wenn die beschriebenen Szenarien eintreten, dann werden die Auswirkungen für die Finanzmärkte aber heftig sein.

Noch ein kleiner Tipp: Achten Sie auf den Tag, an dem Deutschland sein Triple-AAA Rating verliert. Dann wird Bewegung in den Zerfallsprozess des EUROs kommen.