WAS WIRECARD JETZT BRAUCHT

WAS WIRECARD JETZT BRAUCHT

Im Kreuzfeuer der Kritik: Markus Braun

Im Kreuzfeuer der Kritik: Markus Braun

Der Druck auf den Vorstandsvorsitzenden der Wirecard AG, Markus Braun, wächst. Zwei große Fondsgesellschaften fordern die Ablösung des CEO, der seit über 18 Jahren an der Spitze von Wirecard steht. Das ist das gute Recht der Fondsgesellschaften. Doch wäre ein Rauswurf von Braun der richtige Schritt?

Der Unmut über Wirecard, insbesondere die Ergebnisse der Sonderprüfung von KPMG, ist gewaltig. Statt des erhofften Befreiungsschlages war der Sonderprüfungsbericht ein klassischer Rohrkrepierer. Der Aktienkurs stürzte von € 140 auf € 80, das einstige All-Time-High von fast € 200 aus dem Jahre 2018 ist meilenweit weg. Wen wundert es, dass nun Konsequenzen gefordert werden – auch und gerade personelle?

Der Rauswurf von Braun wäre aber mit Sicherheit ein Eigentor. Braun ist der Mastermind der Gesellschaft. Unter seiner Führung ist aus einem kleinen Unternehmen ein DAX-Konzern geworden. Er gilt als der Visionär, der in einem hochgradig attraktiven Zukunftsmarkt die Weichen für Wirecard stellt. Hier genau setzt die Kritik an: Wirecard habe nicht die für ein DAX-Unternehmen nötige Qualität erlangt, insbesondere auf den Gebieten der Organisation und der Corporate Governance. Das mag stimmen. Doch genau hier liegt auch die Lösung.

Wird jetzt ein neues Kapitel aufgeschlagen?

Wird jetzt ein neues Kapitel aufgeschlagen?

Was Wirecard jetzt braucht ist nicht der Abgang ihres Vordenkers, sondern die Installation einer starken Nummer 2. Ein Mann oder eine Frau, die die Qualitäten hat, das Unternehmen durch das Tagesgeschäft zu führen und die notwendigen Strukturen schaffen kann, die ein DAX-Unternehmen auszeichnen. Denken wir an Steve Ballmer, der hinter Bill Gates bei Microsoft genau eine solche Rolle ausgefüllt hat: Gates der Visionär, Ballmer der Mann für das Unternehmen. Oder Eric Schmidt, der als erfahrener Manager hinter den Gründern Page und Brin erst Google zum dem gemacht hat, was Google heute ist.

Idealerweise hätte eine solche Nummer 2 schon Erfahrungen in einem Unternehmen deutlich größer als Wirecard gesammelt. Es schadet nicht, bei einem schnell wachsenden Unternehmen wie Wirecard Leute an die Spitze zu stellen, die schon mit dem Management größerer Organisationen vertraut sind. Auf diese Weise bliebe das immense Know-How eines Markus Braun der Wirecard erhalten und er hätte den Rücken frei, an der Zukunft des Unternehmens zu arbeiten, während eine starke Nummer 2 das Tagesgeschäft übernimmt.

In dieser Konstellation wäre der Weg frei, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen und Wirecard wieder zu dem zu machen, was es in der Vergangenheit gewesen ist: Eine Wachstumsperle in einer hochattraktiven Zukunftsbranche.

 

Wichtig: Sämtliche Ausführungen sollen helfen, sich eine eigene Meinung über die jeweilige Aktie machen zu können. Sie sind ausdrücklich weder eine Kauf- noch eine Halte- noch eine Verkaufsempfehlung.

Fotos: ValueSurfing