UNTERNEHMEN MIT CASH

Unternehmen mit Cash

Ist es eigentlich gut oder schlecht, wenn ein Unternehmen über viel Cash verfügt? Einerseits sichert ein hohes Maß an Bargeld und sonstigen liquiden Mittel ein Unternehmen gegen die Wechselfälle des Wirtschaftslebens ab. Andererseits kann ein zu viel an Cash bedeuten, dass sich dem Unternehmen nur wenig lohnende Investitionschancen bieten und es mithin den eigenen Unternehmenszweck nicht recht erfüllt. Forscher aus den USA und Kanada haben zu dieser interessanten Frage neue Erkenntnisse.

In der Untersuchung der beiden Forscher wurde der Kursverlauf von über 1.700 US-Aktien über einen längeren Zeitraum untersucht. Das Augenmerk lag auf dem Cashbestand eines jeden Unternehmens relativ zum Gesamtwert der Aktiva. 

Eine alte Daumenregel besagt, dass vor einer Rezession die Unternehmen besser aufgestellt sind, die über verhältnismäßig hohe Cashbestände verfügen. Sie können einen wirtschaftlichen Abschwung besser verkraften, sind auch bei schlechterer Auftragslage nicht sofort gezwungen, wichtige Investitionen zu kürzen oder gar einzustellen. Und ihre Überlebenswahrscheinlichkeit ist grundsätzlich höher als die der Wettbewerber mit wenig Cash und geringen sonstigen liquiden Mitteln.

Was gibt Halt, wenn die See rauher wird?

Was gibt Halt, wenn die See rauher wird?

Allerdings ist nicht jedes Unternehmen mit viel Cash für die Anleger ein lohnendes Investment. In Zeiten außerhalb von Krisen kann ein hoher Cashbestand auch Anzeichen für ein Unternehmen sein, dass seine besten Tage bereits hinter sich hat und das nur noch auf Geschäftsfeldern unterwegs ist, die wenig lukrative Renditen bieten. Die Aktien solcher Unternehmen sind häufig lahme Enten über längere Zeiträume betrachtet.

In der Tat zeigten dann auch die Forschungsergebnisse, dass Unternehmen mit hohem Cashbestand VOR einer Rezession verhältnismäßig hohe Bewertungen aufwiesen. Die Börse belohnt in dieser Phase die Unternehmen mit Cash. Während einer Rezession verschiebt sich dann aber das Verhältnis. Nur die Unternehmen, die den Cashbestand sukzessive verringerten und während der Rezession begannen, ihre liquiden Mittel zu investieren, erlebten einen Anstieg ihrer Bewertungen. Unternehmen, die hingegen auf ihrem Barbeständen sitzen blieben und zu hohe Cashbestände aufwiesem, fielen in der Anlegergunst und die Bewertung dieser Unternehmen sank.

Wenn es in eine Rezession geht, werden also die Unternehmen belohnt, die bereit waren, ihre liquiden Mittel zu investieren und sich somit den Weg aus der Rezession selbst zu erarbeiten. Eine interessante Erkenntnis, wenn mal wieder eine Rezession ansteht. Wie man erkennt, ob demnächst tatsächlich eine Rezession ansteht – nun, das ist wieder eine eigene gute Frage. Die haben die beiden Forscher leider nicht beantwortet...

 

Robert S. Nason / Pankaj C.Patel: Is cash king? Market performance and cash during a recession.

  

Fotos: Sharon McCutcheon, Quino Al