Take Over

Ein Takeover kann sehr lohnend sein. Wenn ein Unternehmen von einem anderen übernommen wird, erhalten die Aktionäre in der Regel eine ordentliche Prämie. Doch lohnt es sich, bei der Aktienauswahl gezielt auf Unternehmen zu setzen, die das Ziel einer Übernahme werden könnten? Oder erweisen sich die meisten Takeover-Kandidaten als Flops, die lange Zeit Kandidat sind aber am Ende nie übernommen werden?

Mit einem Plus von + 32,7% erweist sich die durchschnittliche Take-Over-Prämie in den USA bei Übernahmen als ein ausgesprochen stolzer Wert. Berücksichtigt sind in diesem Durchschnitt die Übernahmeprämien für US-amerikanische Unternehmen im Zeitraum von 1990 bis 2017, bei einer Mindestgröße der Transaktion von $ 25 Millionen und einer Mindestübertragung von 75 % der Aktien. Für europäische Aktien dürften diese Prämien ähnlich ausfallen.

So betrachtet, ist es durchaus lohnend, die Aktien eines Übernahmekandidaten im Portfolio zu halten. Es gibt erfolgreiche Investoren, die genau nach solchen potentiellen Übernahmezielen Ausschau halten. Dabei stellen sich drei Fragen:

1. Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Unternehmen übernommen wir?

2. Wie hoch wird die Übernahmeprämie ausfallen?

3. Wie lange wird es dauern, bis es zu einer Übernahmeofferte kommt?

Schon die erste Frage ist nicht einfach zu beantworten, aber ein paar Kriterien gibt es, die eine Übernahme wahrscheinlicher machen: Die Qualität des Managements, das Kurs-Buchwert-Verhältnis, die Höhe des Free Cash Flows, die Unternehmensgröße, der Umfang des Anlagevermögens oder aber das Verhältnis von Wachstumsaussichten in Verbindung mit der Liquiditätsausstattung des Unternehmens.

Auch die Fragen nach der Höhe einer möglichen Übernahmeprämie sowie der möglichen Dauer bis zu einer Übernahmeofferte sind nicht leicht zu beantworten. Alle drei Aspekte benötigen in der Regel umfassende Kenntnisse und Erfahrung. Für Hobbyanleger ist die entsprechende Einschätzung ein wohlmöglich zu schwieriges Unterfangen.

Und selbst wenn man zu einer plausiblen Einschätzung gelangt, ist keineswegs sicher, dass der Markt diese Erkenntnisse nicht längst selbst schon eingepreist hat: Ein Unternehmen mit hoher Übernahmewahrscheinlichkeit und hoher zu erwartender Übernahmeprämie dürfte dann entsprechend teurer an der Börse sein.

Zusammenfassend sollte man sich nicht zu sehr auf die Suche nach potentiellen Übernahmekandidaten begeben. Das Unterfangen ist schwieriger als es zunächst den Anschein hat. Selbst professionelle Anleger stoßen hier bisweilen an Grenzen. Sollte ein Unternehmen aus dem eigenen Portfolio einmal doch übernommen werden, so streiche man die hoffentlich fürstliche Prämie ein.

Aber man sollte am Ende das Ganze dann besser doch nicht zu einem Geschäftsmodell machen. Und schließlich auch beachten, dass manch schwache Aktie von interessierter Seite damit angepriesen wird, sie sei angeblich ein aussichtsreicher Übernahmekandidat.

Merke: Eine gute Aktie macht dem Anleger Freude. Auch ohne Übernahmefantasie.

Fotos: Zdenek Machacek, Lars Kuczynski, Igor Starkov