CRISIS INVESTING

Crisis Investing im Lockdown

Es ist fraglich, ob der Lockdown Deutschlands aus epidemiologischer Sicht etwas gebracht hat. Es ist aber sicher, dass der Lockdown in wirtschaftlicher Hinsicht etwas mit sich bringen wird: Die wohl größte Rezession der Nachkriegsgeschichte. Ob das die Kanzlerin, die Regierung, das Land, die EU und der Euro unbeschadet überstehen werden, wird man sehen. Unsere Volkswirtschaft leidet schon jetzt. Hier beschäftigt uns die Frage, wie soll man sich in diesen Zeiten als Anleger verhalten?

Vom chinesischen Corona-Virus hart getroffen: New York City

Vom chinesischen Corona-Virus hart getroffen: New York City

Die Entscheidungslage hatte den Charakter einer griechischen Tragödie: Einerseits drängte die Pandemie mit ihrem Corona-Virus aus China und den schrecklichen Bildern aus Italien dazu, Schlimmeres in Deutschland zu verhindern. Andererseits war jedem klar, dass ein wochenlanger Lockdown einer Volkswirtschaft wie Deutschland verheerende wirtschaftliche und soziale Folgen nach sich ziehen wird.

Die Merkel-Administration entschied sich - wie viele westliche Regierungen - für die Holzhammer-Methode: Lockdown des Landes. Es rächte sich, dass man keinerlei Vorsorge für den Ausbruch einer solchen Pandemie getroffen hatte und deshalb auch keine intelligenten, weniger drastischen Maßnahmen ergreifen konnte wie das beispielsweise in Taiwan, Hong Kong oder Südkorea der Fall gewesen ist.

Zu spät, zu umfassend und letztlich ohne entscheidende Auswirkung zur Eindämmung der Epidemie, so lautet allmählich die Einschätzung der Fachwelt zu diesem Lockdown. Gewichtige Stimmen weisen darauf hin, dass die Epidemie schon vor dem Lockdown dabei war, abzuebben. Inwieweit diese virologisch-medizinischen Einsichten zutreffen, soll hier mangels Expertise nicht entschieden werden.

Unruhige Zeiten - auch an den Börsen

Unruhige Zeiten - auch an den Börsen

Damit kommen wir zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Lockdowns, der ja immer noch anhält. Wir werden in Deutschland einen heftigen Einbruch des Bruttosozialprodukts erleben, eine Insolvenzwelle, einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit, eine Reduktion der Ersparnisse und eine Explosion der Staatsschulden. Inwieweit es gerade in ohnehin schon angeschlagenen Volkswirtschaften wie Frankreich oder Italien am Ende auch noch zu politischen Unruhen kommt, wird sich zeigen.

Die Börsen jedenfalls sind weltweit sehr massiv und sehr schnell eingebrochen. Inzwischen haben sich die Kurse von den Tiefstständen erholt, aber eine völlige Entwarnung ist das natürlich nicht, zumal der DAX (Stand heute) trotz dieser Erholung noch immer um rund zwanzig Prozent unter seinem Höchststand vom Februar notiert.

Was bedeutet das alles für die Anleger? Generell sollte jeder eine Anlagestrategie haben. Investieren ohne jeden Plan funktioniert nicht. Diese Anlagestrategie sollte auf nachvollziehbaren, schlüssigen und erprobten Annahmen basieren. Und diese Anlagestrategie muss in guten wie in schlechten Zeiten diszipliniert durchgehalten werden.

Der größte Fehler, den Anleger in solchen Zeiten machen können, ist es, sich von Emotionen überwältigen zu lassen und die einmal gewählte Strategie quasi über Nacht über den Haufen zu werfen. Auch bei dieser Krise wird es nicht wenige Anleger geben, die bei DAX-Ständen unter 10.000 die Nerven verloren haben und ohne Rücksicht auf Verluste ihre Aktien verkauft haben.

ValueSurfing ist eine Strategie, die technische und fundamentale Aspekte des Marktes miteinander verbindet. Natürlich sind auch die Musterdepots von ValueSurfing im März nach unten gegangen, wie man am Verlauf der wikifolios ValueSurfing und ValueSurfing Momentum unschwer erkennen kann. Aber anstatt im Crash zu verkaufen, habe ich den Ansatz konsequent weiter durchgeführt. Gerade in der Krise bieten sich auch viele Chancen. 

Disziplin war dann auch der Schlüssel, um bei der jüngsten Erholung wieder mit dabei zu sein. Auch das zeigt der Verlauf der wikifolios ValueSurfing und ValueSurfing Momentum.

Die Kunst besteht darin, einen guten und sinnvollen Anlagestil gerade in einer Krise nicht aus Panik heraus aufzugeben. Wenn der Anlagestil stimmig ist, dann muss er diszipliniert weiter umgesetzt werden. Emotionen wie Angst und Panik dürfen gerade dann keine Rolle bei den Anlageentscheidungen spielen.

Jeder Anleger sollte sich daher jetzt diese Frage stellen: 1. Habe ich einen guten Anlagestil? 2. Bin ich diszipliniert genug, diesen Anlagestil konsequent umzusetzen? Nur so kommt man durch Krisen. Und nur so kommt man am Ende vielleicht sogar gestärkt aus solchen Krisen. Denn wie gesagt, in jeder Krise gibt es auch Chancen. 

 

Fotos: Oliver Raatz, Markus Spiske, Sam Trotman