ZERBRICHT DER EURO?

ZERBRICHT DER EURO?

Ist nach der Krise vor der Krise – um ein altes Sepp Herberger Bonmot abzuwandeln? Kommt nach dem Abklingen der Corona-Krise eine neue Eurokrise? Einiges spricht dafür. Anleger sollten ihren Blick durchaus schon auf die anstehenden Probleme der Eurozone richten.

Durch die neue Eurokrise surfen…

Durch die neue Eurokrise surfen…

Die letzte Eurokrise ist zwar nun auch schon wieder ein paar Jahre her und die damals Verantwortlichen hatten weitere Maßnahmen ergriffen, um den Bestand des Euros und der Eurozone bei zukünftigen Krisen weiter zu sichern. Aber es ist sicher noch nicht vergessen,  welche Schwierigkeiten schon eine vergleichsweise kleine Volkswirtschaft wie die Griechenlands damals in der Eurozone auslöste.

Nun ebbt die Corona-Pandemie ab und es zeichnet sich bereits jetzt deutlich ab, dass der Shutdown ganzer Volkswirtschaften katastrophale wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen wird: Steigende Insolvenzen, steigende Arbeitslosenzahlen, sinkende Kaufkraft, sinkende Steuereinnahmen, explodierende Staatsschulden – um nur mal die wichtigsten Auswirkungen zu benennen.

Besonders hart von der Pandemie getroffen waren und sind ausgerechnet die Länder des Club Med: Italien, Frankreich und Spanien. In allen drei Ländern waren die Shutdown-Maßnahmen besonders drastisch mit entsprechend katastrophalen ökonomischen Folgen.

Und diese drei Länder, Italien, Frankreich und Spanien, waren ja auch schon lange vor der Eurokrise Sorgenkinder der Eurozone: Hohe Staatsschulden, verkrustete wirtschaftliche Strukturen, geringe Wettbewerbsfähigkeit, geringe Innovationskraft, hohe Arbeitslosigkeit - insbesondere bei der Jungend und immer weiter steigende Targetschulden, die schon lange jedes Maß an Vernunft überstiegen haben.

Mal wieder im Blick der Anleger - die EZB

Mal wieder im Blick der Anleger - die EZB

Die Lösung der Vergangenheit war simpel: Mit immer neuem, frisch gedruckten Zentralbankgeld der EZB wurden die Probleme der Eurozone übertüncht. Das wird diesmal aber kaum noch funktionieren. Zum einen hat das Bundesverfassungsgericht mit dem jüngsten Urteil erstmalig dem unbegrenzten Aufkauf von Staatsanleihen durch die Bundesbank einen Riegel vorgeschoben. Zum anderen sind die Volkswirtschaften, die jetzt in Schwierigkeiten sind, so groß, dass das Rezept der unbegrenzten Geldschwemme an seine Grenzen kommen dürfte. Irgendwann läuft eine Währung Gefahr, das in sie gesetzte Vertrauen zu verlieren, und irgendwann kann und wird auch eine spürbare Inflation einsetzen.

Auch bei ValueSurfing besitzen wir keine Glaskugel, die uns genau vorhersagt, ob, wann und wie die Eurozone genau in existenzielle Schwierigkeiten kommen wird. Die Wahrscheinlichkeit politischer Unruhen in den drei genannten Ländern ist aber gegeben. Wenn sich die wirtschaftliche Talfahrt dieser Nationen fortsetzt, könnten rasch politische Parteien an die Macht kommen, die einen Austritt aus dem Euro und eine Rückkehr zur nationalen Währung durchsetzen könnten. Das wäre dann das Ende des Euro, so wie wir ihn kennen. 

Die Eintrittswahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios ist durch die Corona-Krise mit all ihren Folgen jedenfalls merklich gestiegen. Als Anleger sollte man sich schon mal ein paar Gedanken machen. Die ersten Gewitterwolken am Horizont sind aufgezogen.

 

Fotos: Maryna Yazbeck, Paul Fiedler, Oliver Sjöström