DER EURO IN SCHIEFLAGE

Eurokrise 2.0 - Zerbricht der Euro?

Eurokrise 2.0 - Zerbricht der Euro?

DER EURO IN SCHIEFLAGE

Auf den Euro ist im Moment nur wenig mediale Aufmerksamkeit gerichtet. Aber man sollte sich dadurch nicht in Sicherheit wiegen. Die aktuelle wirtschaftliche Corona-Krise dürfte die erkennbaren Verwerfungen der Euro-Zone beschleunigen und erhebliche Risiken mit sich bringen - höchste Zeit, sich als Anleger mit diesen Gefahren zu beschäftigen.

Es sind zwei Entwicklungen, die schneller als viele erwarten für das Ende der Euro-Zone sorgen können: Zum einen ist Italien nahe an der Staatspleite. Würde die Europäische Zentralbank (EZB) nicht in riesigem Umfang italienische Staatsanleihen aufkaufen und damit Staatsfinanzierung mit der digitalen Notenpresse betreiben, dann wären die Finanzierungsmöglichkeiten des italienischen Staates wohl erschöpft. Jedenfalls wäre Italien nicht in der Lage, zu den derzeitigen Konditionen sich immer weiter zu verschulden. Die fast schon absurd niedrigen Zinssätze, die das Risiko Italiens in keiner Weise widerspiegeln, kämen auf einem freien Markt nicht zustande.

Die Eurokrise 2.0 dürfte für raue See sorgen

Die Eurokrise 2.0 dürfte für raue See sorgen

Zum anderen weitet die EZB im Zuge ihrer Rettungsmaßnahmen die Geldmenge in nie gekannter Weise aus. Nur weil es nicht schon in der Vergangenheit zu einem kräftigen Anstieg der Konsumgüterpreise gekommen ist, sollte man nicht davon ausgehen, dass das auch für alle Zeiten so bleiben muss. Ein massiver Anstieg der Preise für Alltägliches kann schneller einsetzen als viele vermuten. Das Risiko hierfür ist im Zuge der Corona-Krise inzwischen sehr hoch.

Wenn die Preise erst mal ins Laufen kommen, wird es eng für die EZB: Sie hat dann die Wahl. Entweder mit steigenden Leitzinsen zu versuchen, die Inflation wieder einzufangen und die Geldwertstabilität wiederherzustellen, dabei aber die dann unausweichliche Staatspleite Italiens in Kauf zu nehmen. Oder aber sie muss die Preise in der Euro-Zone laufen lassen.

Je nachdem könnte es dazu kommen, dass Länder, die an Geldwertstabilität orientiert sind, die Euro-Zone verlassen, so z.B. Finnland oder die Niederlande. Oder aber Italien steigt aus dem Euro aus. Die Pläne zur Einführung einer Parallelwährung in Italien liegen bereits in der Schublade. Der Rückhalt für den Euro (und die EU) schwindet bei den Italienern ohnehin zusehends.

Die Geschichte lehrt uns immer wieder, dass Konstruktionen ohne ausreichende Stabilität keinen dauerhaften Bestand haben. Krisen beschleunigen dabei regelmäßig den Zerfall solcher Konstruktionen. Die Euro-Zone hatte von Anfang an erkennbare Konstruktionsfehler.

Im Zentrum der nächsten Eurokrise: Italien

Im Zentrum der nächsten Eurokrise: Italien

Jeder umsichtige Anleger sollte sich daher gedanklich schon einmal mit den möglichen Szenarien eines Auseinanderfallens der Euro-Zone auseinandersetzen. Die Corona-Krise jedenfalls hat das Zeug dazu, die Euro-Zone zu zerreißen. Und das wohl viel schneller als man das noch im letzten Jahr erwartet hätte. Auch die einschlägigen Indikatoren für ein Auseinanderbrechen des Euros sind erheblich angestiegen.  

Wie in jeder Krise, wie bei jedem Umbruch wird es bei einem Ende des Euros - so wie wir ihn bislang kannten - viele Verlierer geben, aber vielleicht auch ein paar Gewinner. Nichts ist sicher, aber jeder Anleger sollte jetzt beginnen, sich über diese Risiken Gedanken zu machen.




Fotos: Davide Ragusa, Alexas, Sam Wermut